ADOLESZENZ - was gestern galt muss heute nicht mehr gelten
Wie die einen bereits wissen, lasse ich mich zur geprüften MATSH.ch Hundetrainerin ausbilden. Dies bedingt unter anderem, dass ich viele Bücher lesen und zusammenfassen muss in Form von speziell gestellten Lernaufträgen.
Das jetzige Buch, das ich vor mir habe heisst "Vom Welplen zum Senior" - Reise durchs Hundeleben von Sophie Strodtbeck. Dazu kommt in Kürze noch der Besuch eines Coachingtags mit Harry Meister.
Da ich ja gerade Ares - der Erstgeborene aus meinem A-Wurf (Mr. Blue) - zurück genommen habe, bis er neu vermittelt werden kann, ist das Thema ADOLESZENZ bei uns zu Hause GROSS GESCHRIEBEN! Deshalb im Folgenden eine kleine Zusammenfassung aus oben erwähntem Buch.
Warum ist die Pubertät für die Entwicklung vom Junghund zum erwachsenen Hund so wichtig?
Die Adoleszenz ist das Übergangsstadium in der Entwicklung von der Kindheit hin zum Erwachsen sein. Der Hund ist zwar biologisch gesehen zeugungsfähig und körperlich ausgewachsen, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift.
Es ist die Zeit des Ablösens, der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Die Zeit zwischen Geschlechts- und Zuchtreife - ob Macho oder Zicke. Bei grossen Rassen kann diese Zeit 3-4 Jahre dauern - bei Rüden etwas länger als bei Hündinnen - bis das Gehirn endgültig gereift ist.
Falls ein Hund in dieser Zeit kastriert wird (Frühkastration) bleibt die Adoleszenz ein Leben lang. Sprich: die Kastration beendet die Pubertät, die Ausreifung des Gehirns und verhindert das Erwachsen werden!
Die "Umbauarbeiten" im Gehirn in dieser wichtigen Zeit lassen den Hund Sachen "anstellen", die er nicht aus Böswilligkeit tut, sondern weil er nicht anders kann! Deshalb sind viele Hundehalter erstaunt, wenn der eigene Hund auf einmal gar nicht mehr weiss was Sitz bedeutet und einfach mal dabei dumm in die Welt schaut.
Die für mich wichtigen Punkte
Verlagerung vom emotionalen und infantilen Handeln zu rationalerem, erwachsenen und vernünftigen Verhalten
Was gestern galt muss heute längst nicht mehr gelten
Selbst gemachte Erfahrungen mit deren emotionalen Spuren (Eigendynamik) sind WICHTIGER als einstudierte Trainingsziele (Unterordnung mit ständigen Befehlen)
Die abwechslungsreiche Reise formt den Charakter
Vorab noch ein kleiner Einblick aus biologischer Sicht: Was löst nun der Hormoncocktail im Hirn aus?
Fortschreitende Myelinisierung der Nervenfasern
Die Myelinhüllen sind Isolierungen um die Nerverfasern, die Kurzschlüsse verhindern und ermöglichen bis 50-fach beschleunigte Reizweiterleitung
Starke Verminderung der Zahl der Verknüpfungspunkte zwischen den Nervenzellen (Synapsen) - folglich...
Reduktion der Verknüpfungspunkte geht einher mit der Grössenzunahme der einzelnen Nervenzellen
„Rechenkapazität wird erhöht“ + „Weiterleitung der Daten verbessert“
„Kupferkabel zu Datenautobahn“ und die nicht mehr nötigen "Nebenstrecken" werden abgebaut, weil die Nervenfasern besser ummantelt sind mit der isolierender Myelinschicht
Frontalhirndefizit
Das Frontalhirn kontrolliert Impulse, plant Handlungen und schätzt die Handlungen ab.
Impulskontrolle und Risikoabschätzung sind deshalb keine Stärke des Hundes in dieser Lebensphase
Veränderte Empfindlichkeit auf das Hormon "Dopamin"
Dopamin steigert das Explorations- bzw. Erkundungsverhalten. Dieses ist selbstbelohnend.
Dopamin hat lernverstärkende Wirkung, was heisst, dass selbstbelohnende Handlungen sehr schnell positiv bewertet, erlernt und beibehalten werden.
Vieles wird auf einmal wichtiger als der eigene Hundeführer
Die Folgen daraus können sein, dass das Spiel ruppiger, der Radius vergrössert wird, ein geliebter Spielpartner nicht mehr attraktiv ist, unbedeutsame Situationen auf einmal Stress auslösen (Angst, Schreckhaftigkeit, ...)
Welchen Umgang pflege ich nun mit einem Adoleszenten Hund?
Der Hund braucht seitens des Hundeführers in dieser Zeit VIEL Sicherheit, Verständnis, Führung, Fürsorge, Kommunikation, Konsequenz aber auch Liebe und Zuneigung (schwieriges Unterfangen, ich weiss....)
Positives immer loben und nicht als selbstverständlich hinnehmen
Der Hundeführer benötigt gute Nerven und sollte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, um dem Adoleszenten nicht ungerecht zu werden
wäre fatal für die Weiterentwicklung der gegenseitigen Beziehung und Bindung
Stimmungsübertragung: der Hund spiegelt unsere eigene Stimmung wider
Druck erzeugt Gegendruck - wenn's länger dauert, nicht ungeduldig werden
Vor lauter Konsequenz die Liebe und das Verständnis nicht vergessen ... ABER...
Vor lauter Liebe und Verständnis die Konsequenz nicht vergessen!
...ein Spagat - ich weiss - aber es lohnt sich
Den Adoleszenten auch einfach mal Hund sein lassen OHNE jegliche Kommandos, vor allem, wenn die Ablenkung sehr gross ist
Übungen zu Beginn in ablenkungsfreien Zonen durchführen
Kommandos durchsetzen: aber es muss sich lohnen für den Hund (siehe Dopamin). So kann das Team entspannt aus der Übung gehen
Harmonisches Miteinander ohne immer perfekt sein zu müssen
Der Hund soll dem Hundeführer vertrauen
immer gleich machen=planbar
Rituale
Wenn man die Adoleszenz zusammen mit dem Hund durchsteht, wird man am Ende einen souveränen, erwachsenen Hund haben, der mit seiner Familie zusammen gewachsen ist. Was gibt es schöneres?
Diese Zusammenfassung ist subjektiv geschrieben und ist bei weitem nicht vollständig. Sie dient ausschliesslich der generellen Information. Für Feedback bin ich immer offen.
PS: unter diesem LINK habe ich noch einen kurzen Artikel gefunden, der genau das wiedergibt, was ich versucht habe aus etlichen Seiten zusammen zu fassen.